Azubi Lernreise

Was ist bitte eine Azubi-Lernreise und wo genau liegt das IJsselmeer? 
16 Azubis aus den Häusern Fuchs+Möller, Hartlieb und Lückenotto waren mit Stefan Zimmermann und Christine Stanek auf einer 5-tägigen Lernreise unterwegs, mit dem Ziel berufliche und persönliche Kompetenzen zu fördern. Täglich fanden morgens und abends strukturierte Reflexionseinheiten statt, in denen bewusst persönliche Ziele für den Tag gesetzt und Abends reflektiert wurden. Diese täglichen Übungen unterstützen die Fähigkeit des bewussten Umgangs mit sich selbst. Zusätzlich arbeiteten die Teilnehmenden in täglichen Workshops intensiv an ihrer persönlichen Lebenscharta – einer Auseinandersetzung mit Werten, Zielen und persönlichen Veränderungsvorhaben. 

Frederike, eine der Teilnehmerinnen, berichtet euch im Folgenden von dieser spannenden Reise. 


Segeln auf dem IJsselmeer - Azubi-Lernreise

Als wir die Info bekommen haben, dass eine Azubi-Reise geplant sei, waren die meisten von uns erstmal skeptisch. Was haben sie sich für uns ausgedacht? Was kommt da auf uns zu? Als dann auch noch bekannt gegeben wurde, dass es sich hierbei um eine Lernreise handeln würde, wurde das Vorhaben auch nicht wirklich klarer...

So gingen wir alle mit gemischten Gefühlen in die ersten Vorbereitungstreffen. Dort erfuhren wir, dass gar nichts bis jetzt geplant war und dass nur Rahmenbedingungen für die Reise festgelegt wurden. Es gibt ein Budget, wir müssen jede Nacht an einem anderen Ort übernachten, die Betreuer haben ein Vetorecht und einen Abenteuer Joker.
Mit diesen Infos ging es dann in die ersten Überlegungen. Wir haben uns Gedanken gemacht und Vorschläge abgegeben.

Sehr schnell war klar: Wir wollen alle irgendwie etwas auf dem Wasser machen, mit einem Kanu oder einem Schiff oder Ähnlichem. Nun stellte sich die Frage wo genau. Auch hier waren wir uns nach den Vorstellungen der Reiseziele sehr schnell sicher: Es sollte nach Holland gehen, genauer gesagt nach Enkhuizen.

Nach vielen Meetings in Klein- und Großgruppen sind wir schließlich am 30.06.2025 mit einem Geschäftsauto und zwei gemieteten Kleinbussen von Mannheim nach Enkhuizen gefahren. Dort bezogen wir das Schiff und stachen noch am gleichen Tag in See, raus aufs IJsselmeer.

 

Segeln

 

Zeit, um die anderen und sich selbst kennenzulernen

Nach dem Ankern hatten wir Zeit, um uns kennenzulernen und haben dann mit der Lebens-Charta, dem zentralen Inhalt der Lernreise, begonnen. Sie ist ein Tool, um zu lernen, zu sich selbst zu finden, seine Ziele zu verfolgen und um zu lernen, die eigenen Bedürfnisse klar äußern zu können. Ab da hieß es jeden Morgen die Charta aufzuschlagen und hineinzuschreiben, was wir vom Tag erwarteten und jeden Abend wie der Tag gewesen war. Wenn wir nicht gerade dabei waren, das Segel zu hissen oder die Richtung zu wechseln, haben wir an der Charta gearbeitet. 

 

Lebenscharta-1

 

3 1/2 Minuten können ganz schön lang sein

Außerdem gab es jeden Abend das "Möllern", eine Methode, bei der zwei Personen zusammensitzen und sich jeweils 3,5 Minuten lang etwas erzählen. Einer spricht, der andere hört zu und darf nicht darauf eingehen. Nach 3,5 Minuten wechseln die Rollen. Es hat nicht immer gleich gut funktioniert, oft wollten wir in einen Dialog gehen…
Am Anfang fiel es uns nicht leicht, doch mit der Zeit wurde es immer besser. Zuhören ist nicht immer leicht und so lang zu sprechen, ohne eine Reaktion zu bekommen auch nicht. Da merkt man mal, wie lang 3,5 Minuten sein können.

 

Abendteuer Wattenmeer

Am Dienstag haben wir nach dem Frühstück die Segel gehisst und sind durch die Schleuse in Richtung Wattenmeer gesegelt. Dort sind wir dann trocken gefallen und konnten im Watt spazieren gehen. Wir haben viele kleine "Patricks" (Seesterne) und Krabben sowie Quallen, Algen und Muscheln gesehen. 
Einige von uns haben zusammen mit unserem Skipper lebende Muscheln gegessen. Als wieder genug Wasser unter dem Kiel war, sind wir von der Sandbank weggefahren, um am nächsten Morgen nicht festzusitzen und sind vor Anker gegangen. 

 

Terschelling per Rad

Am Mittwoch sind wir sehr früh losgefahren und nach Terschelling gesegelt. Während der Überfahrt haben wir eine Meditationsübung gemacht, die bei manchen für mehr und bei anderen für weniger Entspannung gesorgt hat. Dabei haben wir gelernt, dass es beim Meditieren nicht darum geht, an nichts zu denken, sondern zu sich zu kommen. Dies kann durch die Atmung reguliert werden.

Im Hafen von Terschelling angekommen, haben wir den Tag genutzt, um die Insel mit dem Fahrrad zu erkunden. Wir sind quer über die Insel zum Strand geradelt und haben das Meer genossen. Manche sind schwimmen gegangen, andere haben nur mit den Füßen im Wasser gestanden und wieder andere haben es sich im Sand bequem gemacht. 
Das Wetter war nicht ganz auf unserer Seite. Es sah sehr nach Regen aus, weswegen wir die Spiele für die Lebens-Charta leider nicht machen konnten. 

Zurück beim Fahrradverleih haben wir uns aufgeteilt: Ein paar sind einkaufen gegangen, und der Rest ist wieder aufs Schiff zurückgekehrt. Nach dem Abendessen und der Lebens-Charta haben wir noch in einen niederländischen Klub besucht und unsere Matrosin hat das erste Mal in ihrem Leben Billard gespielt. Es war für alle ein sehr lustiger Abend. Für manche länger als für andere...

Radltour

Abschied vom Segelabenteuer

Am Donnerstag ging es dann auch schon wieder zurück nach Enkhuizen, der letzte Segeltag. Unser Skipper Chris hatte so viel Vertrauen in uns und das Wetter, dass einer von uns das Boot steuern durfte. Nebenbei haben wir noch Segelknoten gelernt und die Schiffshupe repariert. Kurz vor dem Ankern haben wir das Deck geschrubbt.

Am Abend fand unser 80er Jahre Mottoabend statt und Christine hatte noch eine Überraschung für uns parat: Das Abendessen wurde zu einem Krimidinner. Leider konnten wir den Mörder nicht entlarven, aber es war trotzdem ein sehr lustiger Abend. 

Am Freitag haben wir dann das Schiff aufgeräumt und alles gespült. Bei einer Highlight Runde als Abschluss durften wir nochmal in Erinnerungen schwelgen.

Ich denke, die Reise hat uns allen viel gebracht. Wir haben eine tolle Gemeinschaft erlebt, neue Freundschaften geschlossen und alte vertieft. Eine solche Schiffsfahrt schweißt eben zusammen. Wir werden alle etwas ganz Besonderes mitnehmen können und haben Erinnerungen, die für immer bleiben.

Vielen Dank! 

Eure Frederike